Artikel von Lara Günter
Velbert-Mitte. Ihre Sinne konnten Kinder bei einer Ferienaktion im Schloss- und Beschlägemuseum testen Velbert. Eine Erblindete erzählte aus ihrem Leben.
Was haben Eierkartons und Tischtennisbälle denn mit dem Velberter Schloss- und Beschlägemuseum zu tun? Gar nichts, könnte man meinen, doch heute sieht das Ganze ein wenig anders aus. Zusammen mit der angrenzenden Stadtbücherei will das Museum den Teilnehmern ihrer Herbstferienaktion nämlich die fünf Sinne etwas näherbringen.
Kinder können die Sinne schnell aufzählen
Ganz dem Motto "Mit allen Sinnen" getreu, "werden Sehen, Tasten, Riechen, Schmecken und Hören hintereinander abgefrühstückt", sagt Sabine von Hagen vom Museum ganz lapidar." Was sind denn eigentlich die fünf Sinne und welche Organe braucht man dafür?", fragt Martina Saint-Martin von der Bücherei in die Runde. Die Sinne können die Kinder schnell aufzählen, aber womit fühlt man denn nochmal? Die "Hand" ist leider nicht richtig, aber schnell kommen die Kinder auf die richtige Lösung: Es ist die Haut.
Tamara Ströter erzählt Anekdoten aus ihrem Leben
Fühlen und Sehen scheinen auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben, doch gleich die erste Station bietet spanende Erkenntnisse. Zu Gast ist Tamara Ströter, die selbst erblindet ist und den Kindern einige Anekdoten aus ihrem Leben erzählt, ihnen mit kleinen Aufgaben einen kurzen Einblick in die Welt ohne Augenlicht gewährt.
Zuerst lernen die Teilnehmer die Blindenschrift kennen. Dazu benutzt Ströter Eierkartons mit Platz für sechs Eier. Aber heute werden darin Tischtennisbälle verstaut. Für das Wort "Alt" braucht Ströter ganze acht Bälle und drei Kartons. Obwohl die Schrift den Kindern vollkommen unbekannt ist, können sie das Wort mithilfe einer Übersicht schnell entziffern und sind dann selbst mit eigenen Wörtern an der Reihe. Und schon kommt das Tasten mit ins Spiel, denn sie müssen von außen den Inhalt kleiner Stoffbeutel erfühlen.
Kinder sind beeindruckt von verschiedenen Brillen
Tamara Ströter ist die erste Vorsitzende des Mettmanner Blinden- und Sehbehindertenvereins. Veranstaltungen wie diese bietet sie für alle Altersgruppen an. ?Vor allem Kindern nehmen oft am meisten davon mit", erklärt sie. Besonders die Brillen, die verschiedene Augenkrankheiten simulieren, beeindrucken die Kinder. Mal sehen sie alles verschwommen, dann können sie nur noch durch ein winziges Loch gucken oder haben einen riesigen schwarzen Fleck im Blickfeld. Als sie am Ende auch noch ganz ?blind" herumgeführt werden, fühlt sich das schon ziemlich seltsam an. ?Wenn eine Treppe kommt, dürft ihr nicht einfach ,Achtung Stufe' sagen", erläutert Ströter, man müsse schließlich auch wissen, ob es rauf oder runter gehe.
Blindenschrift ist gar nicht so einfach zu tippen
Ein besonderes Highlight ist die Schreibmaschine, die sie heute mitgebracht hat. Diese hat nur sechs Tasten, denn mehr braucht man nicht für die Blindenschrift. Aber so leicht, wie es beim Profi scheint, ist die Sache gar nicht, muss auch Saint-Martin feststellen, denn beim Namen Nils hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, so dass nun ?Nilf" auf dem Zettelchen steht.
Aber auch sehende Augen können mal getäuscht werden, müssen die Teilnehmer bald erkennen, als sie in den Räumen der Bücherei die verschiedensten optischen Täuschungen präsentiert bekommen. Dann darf jedes Kind selbst ein so genanntes Thaumatrop basteln, dass durch Drehen das Bild eines Vogels mit dem eines Käfigs vereint.
Gerüche und Geschmäcker erkennen
Anschließend geht es aber schon mit dem nächsten Sinn, dem Riechen, weiter. Hierbei müssen die Kinder unter der Anleitung von Martina Saint-Martin und Lea Fernau fünf verschiedene Gerüche erkennen und zuordnen. Auch wenn das nicht jedem voll und ganz gelingt, ?ist das ja keine Klassenarbeit sondern nur ein Test", wie Saint-Martin betont.
Passend zur Mittagszeit geht es dann weiter zum Geschmackssinn. Besonders der zunächst seltsam erscheinende Geschmack Umami steht heute im Mittelpunkt, den die Kinder bei einer Pizzapause probieren können. Danach wartet auch noch eine Gruselgeschichte im Dunkeln auf sie, womit die Reise durch die fünf Sinne ihr Ende nimmt.